(R)Evolution in HR – die Personalabteilung im Umbruch zum Rahmengestalter und Enabler nachhaltiger, smarter und menschlicher Unternehmen
Die Diskussion wird kontrovers und vielfach schwarz-weiß geführt. Schuldenbremse ja oder nein? Aber ist die Frage überhaupt linear zu beantworten – mit „ja“ oder „nein“. Es geht um eine ganzheitliche und integrierte Sicht auf alle Themen - Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft - und eine nach gemeinsamen Zielen und Wirksamkeit priorisierte Investition in die Zukunft Deutschlands.
Ähnliche große Herausforderungen stellen sich auch derzeit vielen Unternehmen.
Folgen Sie mir, meinen Gedanken und Ideen zum Thema „nachhaltiges, smartes Personalmanagement“. Ich freue mich auf spannende Diskussionen und anschließende Umsetzung in Ihrem Unternehmen.
Geschichte und Status Quo der Personalabteilung
Die Personalabteilung hat ihre Anfänge zu Zeiten der industriellen Revolution. Die entstandenen Fabriken hatten großen Bedarf an Arbeitern. Es herrschte ein autoritärer Führungsstil, die Gesundheit der Mitarbeitenden spielte keine Rolle, schwere Unfälle waren an der Tagesordnung, Arbeitsschutzmaßnahmen gab es kaum. In den Folgejahrzehnten entstand die Personalabteilung. Ihre Tätigkeiten beschränkten sich auf klassische administrative Arbeiten wie Gehaltsabrechnung, Verwaltung, Einsatzplanung. Erst in den 1940er Jahren - ausgelöst durch eine systematische Führungsforschung - veränderte sich der Blick auf die „Humanressource“ und so auch auf die Arbeit der Personalabteilung. Das 3-Phasen-Modell der Veränderung entwickelte sich, 1950 wurden erstmals Vorgesetztenbeurteilung und Mitarbeiterbefragungen eingesetzt, es entstanden neue Arten der Mitarbeitendenförderung wie Coaching und Mentoring, Kennzahlen wie Fluktuation, Zufriedenheit und Engagement wurden Teil des Managementsystems, 1986 trat das Arbeitsschutzgesetzt in Kraft und seit 2013 müssen auch eine Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen durchgeführt werden. Aufgrund zunehmender wirtschaftlicher Dynamik, alternder Bevölkerung, neuer Möglichkeiten durch Technologie befindet sich das Personalwesen nun erneut in einer Umbruchphase.
Finden Sie weitere Details in der
Infografik der
Priotas GmbH oder
HR History.
Schafft die Personalabteilung, die meist noch als sekundäre, unterstützende Abteilung wahrgenommen wird, ihren Status im Unternehmensmanagement zu stärken und zu einem positiven Treiber und Gestalter ökonomischer, ökologischer und menschlicher Unternehmen zu werden?
Veränderung ist schwierig. Die Personalabteilung selbst müsste eigentlich sich neu erfinden, um gleichzeitig die Gescjhäftsfelder in ihrer Transformation sinnvoll und wertbeitragend zu unterstützen.
Implikationen fehlender HR Transformation für das Unternehmen
Schafft die Personalabteilung keine ganzheitliche Transformation, bleiben auch Regeln und Wertschätzung für Mitarbeitende und Teams bei alten Werten und Verhalten und diese bremsen vielfach individuelle Bemühungen oder sogar Transformationsbestrebungen des Unternehmens aus. Zu diesen Herausforderungen zählen aus meiner Sicht u.a. folgende Beispiele:
- Wie sollen Wertbeitrag der Personalabteilung definiert, transparent, gemessen wertgeschätzt werden, wenn der Fokus auf Headcount (Anzahl der Mitarbeitenden) und FTE (1 FTE = 100% Arbeitskraft) liegt?
- Wie können Aufgaben flexibel von unterschiedlichen Mitarbeitenden übernommen werden, wenn diese dann nicht zu Job-Beschreibung, Gehaltsband, Karriereentwicklung passen?
- Wie können Mitarbeitende sich gegenseitig unterstützen, wenn dazu keine Zeit gegeben wird und eher Bestrafung statt Wertschätzung erfolgt - auch wenn gesamtheitlich gesehen ein Nutzen für das Unternehmen entstanden ist?
Die Werte und Prinzipien der Unternehmen sind bereits überwiegend auf Zukunft, Empowerment, Vernetztes Arbeiten und Entscheiden, Knowledge Sharing und Innovation ausgelegt, in Powerpointfolien und Strategie festgelegt, doch leider scheitert deren Umsetzung und aktives Vorleben an bestehenden Glaubenssätzen und traditioneller Wertschätzung, - dem System - so dass mutige Mitarbeitende und Vorreiter nur selten belohnt und gefördert werden, sondern bestenfalls kalt gestellt und somit zum Mahnmal disruptiven Verhalten werden, das weiterhin geächtet ist, nach dem Motto „So war das nicht gemeint, ….. so schnell geht das nicht, …. wir müssen erst alle abholen, …“. Nach dem Quit Quitting folgt das Verlassen des Unternehmens und es kann „weiter, wie bisher“ gehen“.
Das Mitarbeitende nicht Füreinander Arbeiten und miteinander Lernen scheitert nicht an den Menschen, die – falls erlebt – wollen dies sicherlich nicht mehr missen- , sondern am System.

Was genau lässt Personalabteilungen, meist geduldet durch die Geschäftsführung, einfach so weitermachen, obwohl alle „eigentlich“ wissen, dass dies nicht mehr lange so funktionieren kann, wird und darf? Wie kann es sein, dass Personalabteilungen im Bewahren-Wollen erstarren? Aus meiner Sicht liegt es nicht an mangelndem Wissen. Es gibt genügend Studien, Ideen und einzelne Beispiele, in denen es erfolgreich demonstriert wird, wie nachhaltige Transformation zum Wohle der Mitarbeitenden und des Unternehmens und damit auch der Gesellschaft gelingen kann.
Es ist bequem, das Business hat sich arrangiert, hat selbst Mitarbeitende mit benötigten Skills für die Unterstützung ihrer Transformation – sei es Coaches, Change Manager:innen, Talent Scouts, Lerncoaches - an Board genommen und nutzt HR als operative Hilfskraft bei organisatorischen und rechtlichen Arbeitsaspekten und Rekruiting (aus).
Die Personalabteilung glaubt mit der Gehaltsabrechnung, der Verwaltung von sensiblen Mitarbeiterdaten und Einhaltung von Arbeitsrechtecht und Datenschutz, sowie Steuerung und Ausbalancierung von Mitarbeitergehältern und Neueinstellungen weiterhin großen Einfluss in die Organisation hinein zu haben und sogar vielfach die Frauenquote zu stärken. Der Status Quo wird nicht wirklich verändert. Die Machtverhältnisse sollen sich möglichst wenig ändern, nach dem Motto „Weiter wie bisher“.
Was passiert in den Personalabteilungen?
Dies ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen in Abhängigkeit von Größe und Branche unterschiedlich. Es werden vielfach sichtbare Anstrengen unter dem Label „HR Transformation“ unternommen: HR IT Projekte als operative Unterstützung der HR Prozesse werden gestartet und damit Aufgaben an die Führungskräfte zurückgegeben, Teams umorganisiert und umbenannt (von HR zu People & Culture oder People & Organisation), einzelne Neuerungen wie z.B. Active Sourcing oder Mitarbeiterbranding initiiert sowie die Verantwortung für eine strukturierte (KI) begleitete Mitarbeiterentwicklung nach dem Motto „jeder ist für seine persönliche Entwicklung selbst verantwortlich, Lernmaterial steht zur Verfügung“ an die Mitarbeitenden abgegeben.
In diesem Treiben ist abzusehen, dass die Personalabteilungen – sowieso nie mit den allerbesten Universitätsabsolventen bestückt - für gute, motivierte, zukunftsorientierte Mitarbeitende, oder auch solche aus anderen Unternehmensabteilungen oder externer Unternehmen, immer weniger interessant sind und letztendlich mit jedem Tag des Ausharrens sich weniger aus eigener Kraft in ihre Zukunft entwickeln können.
Zudem werden auch Schulungs-, Lern- & Transferaktivitäten nur dürftig in der Personalabteilung oder der Belegschaft hochgefahren. Jeder spricht von arbeitsbegleitendem Lernen, aber in der Realität sieht es eben doch anders aus. Wie auch der Artikel „Die Ohnmacht der Personalentwicklung“ von
Prof. Dr. Axel Koch beschreibt sagen viele, die Hände seien ihn gebunden. Das System - sei es der Betriebsrat oder das Management - bremst sie aus – „zu teuer“, „geht nicht“, „Datenschutz“, „zu aufwendig“, „keine Zeit“.
Dave Ulrich hat folgende Fehler identifiziert, die bei der Umsetzung einer HR-Transformation häufig auftreten
und letztendlich zum Scheitern des
HR-Transformationsprozesses führen:
- "Action before Rationale". z.B. Start einiger Initiativen wie e-HR, Umstrukturierung von HR-Funktionen oder Entwicklung neuer Praktiken, ohne sie mit dem Geschäftskontext zu verknüpfen.
- "HR in Isolation", z. B. Ausarbeitung und Umsetzung einer HR-Strategie für die Umwandlung ohne Einbeziehung der wichtigsten Interessengruppen (Linienmanager, Business)
- "HR in Inkrementen", z. B. Implementierung einer HR-Praxis, die als HR-Transformation betrachtet wird
- "HR by Individual", z. B. HR-Umwandlung auf der Grundlage des individuellen Wunsches nach mehr persönlichem oder funktionalem Einfluss
- "HR-Struktur vor Geschäftsstrategie", d.h. die Reorganisation der Personalabteilung wird als Kernstück der HR-Transformation betrachtet
Was passiert, wenn nichts passiert?
Ich bin mir sicher, dass es Treiber und Gestalter innerhalb und außerhalb der Unternehmen für ökonomisches, ökologisches und soziales Füreinander Arbeiten und Miteinander Lernen gibt, die Entwicklung auch auf Team- und Organisationsebene ermöglichen und fördern.
Ob diese Menschen in einer Personalabteilung oder in anderen Unternehmensabteilungen angesiedelt sind – das Thema Agilität wurde meist in der IT-Abteilung initiiert und hat dann alle weiteren Bereiche mitgezogen - , spielt erst mal – sofern sie eine kritische Masse an Personen überschritten haben – keine Rolle. Insofern könnte ich mir auch vorstellen, dass kleine und mittlere Unternehmen den operativen Personalbereich komplett outsourcen, sich auf dem externen Markt Ressourcen, Tools & Content für das Corporate Learning einkaufen und sich auch so kontinuierlich weiterentwickeln können – vielleicht sogar ohne zu viel Hemmnisse durch starre Job Architekturen, bindende HRIT-Systeme, ähnlich der IT Biz-Dev-Ops Strukturen, um das Geschäft wertvoll agil zu unterstützen.
Die Herausforderungen von HR
Wir alle haben in den letzten Monaten verfolgt, wie schwierig es ist, sinnvolle Ziele mit konkreten Maßnahmen zu unterfüttern, die nachvollziehbar sind und als gerecht empfunden und letztendlich akzeptiert werden. In einem System komplexer Zusammenhänge funktioniert es nämlich nicht, lineare Programme aufzusetzen oder einzelne Gruppen zu belohnen oder zu bestrafen, es bedarf vereinbarter Prinzipien und Rahmenbedingungen, innerhalb derer jeder frei wirtschaftlich und planungssicher agieren kann.
Gleiches gibt auch für eine Personalabteilung. Sie muss heute ebenfalls basierend auf dem neuen
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie dem
CSRD - Corporate Sustainability Reporting Directive mit den Geschäftsbereichen zusammen Prinzipien und Rahmenbedingungen für soziales, ökologisches und wirtschaftliches Miteinander Lernen und Füreinander Arbeitens in den Lieferketten aushandeln, entsprechende effektive Maßnahmen definieren und Anreize und Überzeugung für eine freiwillige, effiziente Umsetzung schaffen um letztendlich über alle Kanäle und Formate wirksam zu kommunizieren und die Reputation zu stärken.
Das ist ein Lernkreislauf und bedeutet, lernend als Organisation, Teams und einzelne Mitarbeitende den Blick für Möglichkeiten wecken, diese Möglichkeiten effektiv gestalten und effizient umzusetzen und dabei lernen, um wiederum neue Möglichkeiten zu entdecken - gemäß triple loop learning.
1 „Transformational learning"
(triple-loop learning)
Was bedeutet nachhaltig, digital, sozial für uns in Zukunft? Wie hängen Systeme, Prozesse und Outcome zusammen? Wie treffen wir Entscheidungen? Wir arbeiten wir zusammen?
2 „Reframing“
(double Loop learning)
Das Richtige daraus ableiten, priorisieren:
Wie kann HR die richtigen Prioritäten setzen, um aktuelle Herausforderungen des Business nachhaltig, digital und sozial zu unterstützen?
3 „Inkrementelles Lernen" (single Loop)
Die abgeleiteten Maßnahmen effizient umsetzen: Wie arbeitet HR?
Hier geht es darum, Dinge richtig zu tun, d.h. Fehler und Ineffizienzen in Arbeitsabläufen zu korrigieren und neue Maßnahmen in den Arbeitsablauf integrieren.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, was nachhaltiges, digitales, soziales Personalmanagement aus meiner Sicht bedeutet. Bleiben Sie neugierig.









